Montag, 8. Mai 2017
Alltag
Vielleicht habe ich das Ganze übertrieben und war letzte Woche zu dramatisch. Während ich am nächsten Morgen noch sauer war, hatte T. das nach dem Aufstehen schon wieder vergessen.

Seit ich wieder arbeite bin ich viel zu kaputt um mir weiter über irgend solche Sachen Gedanken machen zu können.

Eigentlich war ich gerade soweit endlich eine entscheidende Wendung in meinem Leben vorzunehmen. Und jetzt bin ich wieder so im Alltag gefangen, dass mir die Energie fehlt über solche Sachen weiter nachzudenken.

Anscheinend ist es das ist Schicksal von uns Menschen: wir arbeiten, arbeiten, arbeiten und das Leben zieht einfach nur so an uns vorbei und dann sind wir alt, gehen in Rente und es ist zu spät irgendetwas zu ändern, oder irgendwas zu tun für das man früher noch jung genug war und jetzt zu alt.

Ich weiß noch, dass ich früher niemals so werden wollte. Ich wollte mir von niemandem was sagen lassen, war immer gegen alles - einfach aus Prinzip. Und jetzt bin ich zu einem Mitläufer geworden - vom Alltag gefangen.

Ob es besser ist, wenn man gar nicht erst die Zeit hat nachzudenken, gar nicht erst an den Punkt kommt an dem ich die letzten Wochen war und statt dessen einfach zu allem JA sagt und weiter in seinem Rad den gewohnten Gang geht. Wenn man gar nicht erst nachdenkt, ob es genau das ist was man tun möchte und ob es das ist was einen glücklich macht.

Im Laufrad gefangen und abends viel zu platt um zu registrieren, dass das Leben eigentlich so viel zu bieten hätte . An den Wochenenden hat man dann so viel zu tun was die Woche über liegen bleibt. Man geht mit Freunden weg, heuchelt dass alles prima ist - manchmal glaubt man es sogar selbst, feiert und ertränkt die negativen Gefühle im Alkohol. Am Sonntag liegt man mit seinem Kater auf dem Sofa, lässt sich vom Fernseher berieseln und ehe man sich versieht geht es schon wieder weiter.

So wird sich jede Woche wiederholen und nur Urlaube lassen es zu aus dem Ganzen rauszukommen. Im Urlaub ist man so damit beschäftigt zu genießen und zu entspannen, dass alle Gedanken verdrängt werden und nur wenn es dem Ende zu geht kommt mal kurz der Punkt wo man sich fragt, ob das alles ist. Aber dann ist der Urlaub schon wieder um und man muss wieder weiter arbeiten und wieder in das Rad. Und es dreht sich und dreht sich weiter. Man rennt wieder der Zeit hinterher. Rennt und rennt um nicht überrannt zu werden.

Das soll unser Leben sein? Ich werde nie begreifen wie Arbeit einen total befriedigen kann. Für mich ist Arbeit einfach nur dazu da, damit das Geld in die Kasse kommt und damit ich mir irgendwas leisten kann.

Ja ich habe mich damals nunmal dafür entschieden im Büro zu arbeiten. Bürojobs sind ist langweilig - ich würde mich niemals wieder dafür entscheiden. Ich würde auch nicht mit Menscheb arbeiten wollen. Tiere sind mir das liebste. Aber mit Tieren verdient man kein Geld, also bin ich im Büro und verdiene mein Geld ohne gross Zeit zu haben es auszugeben.

Tja hätte ich vielleicht mal einen Mann mit Geld geheiratet, dann könnte ich tun was ich möchte. Aber damals war es mir wichtiger einen Mann zu finden den ich mag, mit dem ich Spaß haben kann , mit dem ich lachen kann - dass er kein Geld hat war mir damals völlig egsl. Ist es auch im Endeffekt auch heute noch aber Gefühle lassen mit der Zeit nach, der Spass wird weniger und die Probleme wegen dem fehlenden Geld immer mehr.

Wäre es also nicht sinnvoller gewesen ein Mann zu heiraten den ich nicht liebe aber der dafür Geld hat? Ich könnte mir zumindest alles leisten, hätte Zeit mir Gedanken über mein Leben zu machen und alle Möglichkeiten andere Wege einzugehen. Ich müsste mir keine Sorgen darüber machen wie ich meine Rechnungen bezahle oder ob ich mir den nächsten Urlaub leisten kann. Oh wie habe ich die geldgierigen Frauen früher verspotte die sich irgend einen reichen Knacker geangelt und geheiratet haben.

Aber im Endeffekt frage ich mich, ob genau das richtig gewesen wäre. Ja Geld macht allein nicht glücklich, aber Geld hilft und wenn ich daran denke wie oft T. Und ich nur wegen Geld streiten z.B. weil wir nicht wissen wie wir den nächsten Urlaub bezahlen sollen, die nächste Autorate, ein neues Sofa, jenes oder dieses - einfach geschuldet daher, dass wir am Existenzminimum leben.

Die Liebe geht vorbei- okay nicht ganz aber sie wird weniger oder man vergisst es einfach mit der Zeit. Für die grosse Liebe war ich schon zu alt und wir sind nicht in Hollywood. Die Gefühle bleiben nicht immer gleich und wir sind viel zu Erwachsenen. Dieses Gefühl das man in der Jugend hatte wenn man geliebt hat, wenn es sich bei einem Streit so angefühlt hat als wenn einem das Herz rausgerissen wird, das Herz gehüpft ist wenn man sich gesehen... Der Alltag schluckt solche Gefühle einfach.

Ja ich habe mich für diesen Weg damals entschieden. Fand dass Spaß und gemeinsame Interessen reichen. Ja ich liebe ihn aber auf eine andere Weise. Manchmal Frage ich mich ob es nicht mehr Freundschaft ist. Diese tiefe Liebe so wie ich früher geliebt habe ist es nicht. Kann man das als Erwachsene überhaupt noch? Als Erwachsener mit all den Erfahrungen die man gemacht hat? Ist man da überhaupt noch in der Lage so zu lieben? So zu liebe, dass es weh tut? Fehlt mir dieses Gefühl? Diese Verbundenheit, diese Innigkeit, dass man niemanden anderen braucht, dass man alles zusammen macht? Ist es naiv? Würde jede Liebe mit der Zeit so werden wie die meine? Macht der Alltag alles kaputt?

Wie gesagt, ich bin wieder mitten drin in diesem Alltag und mein Leben plätschert so dahin.

Ja es ist so zu ertragen. Aber das zu ertragen bedeutet eben, dass mein Leben nur Mittelmaß ist und mit mittelmäßig wollte ich mich nie zufrieden geben.

Gut, ich könnte nun einfach so vor mich hin leben, auf den nächsten Urlaub hoffen und so die 30 Jahre bis zur Rente verbringen. Oder aber ich fange an mein Leben neu zu gestalten. Aber wie soll man denn das Leben in vollen Zügen genießend,alles tun was man machen möchte, wenn man den ganzen Tag 8 Stunden lang arbeitet muss? Hinterher ist man ja doch wieder viel zu kaputt um noch irgendwas zu machen. Ich stecke also in dieser Zwickmühle - großartig!

Früher hat man weniger gebraucht als heute. Wir sind Opfer unseres eigenen Konsums. Alles wird teurer und Wir brauchen vor allem immer mehr.

Vielleicht verstehen ja einige nicht was ich mir für Gedanken mache. Vielleicht sind sie ja so in ihrem Alltag drin, dass sie sich darüber noch nie Gedanken gemacht haben. Aber wenn man mal aus dem Rad aussteigt, einem Moment innehält und überlegt, ob das alles so gewollt war. Wer kann da schon sagen, dass er ganz und gar glücklich ist?

Ich wünschte ich könnte es. Aber ich bin anders. Ich kann die Mittelmässigkeit nicht ausstehen. Ich will nicht nur einen Moment lang glücklich sein. Ich will immer glücklich sein.

Vielleicht ist aber auch genau das der Grund, dass ich unglücklich bin. Eben weil ich darüber nachdenke. Aber so war ich schon immer. Und seit ich denken kann war ich unglücklich. Natürlich nicht immer. Ich kann ja sehr wohl unterscheiden wann ich glücklich oder u glücklich bin.

Und wenn ich glücklich bin dann schreibe ich zum Beispiel nicht. Denn dann lebe ich und habe ich keine Zeit zum Schreiben und ich auch keine Zeit Gedanken zu machen. Aber die Momente gibt es eben nicht immer. Ich kann nicht den ganzen Tag unterwegs sein, feiern und Spaß haben. Wobei ich inzwischen immer schwerer so tun kann als sei alles super. Ich kann nicht jeden Tag kaputt ins Bett fallen. Das können vielleicht Mütter mit ihren Kindern, wenn sie arbeiten und Kinder erziehen. Aber irgendwann werden die Kinder groß und dann fang sich auch an drüber nachdenken, ob das alles ist. Aber ich habe keine Kinder, ich werde keine Kinder haben, zumindest nicht solange ich mit T. zusammen bleibe.

Nur Gott weiss was kommen wird. Ich weiss nicht was er noch bereit hält. Was ich noch erfahren muss, wo ich noch durch muss. Ich habe irgendwann gezweifelt, dass es ihn gibt und einige Jahre habe ich ihn gehasst. Aber dann wurde mir klar, dass diese Wut in meinem Bauch immer grösser wurde und mir nicht gut tat. Und dann kam der Punkt als ich anfing mit ihm zu reden. Das klingt vielleicht blöd, aber so habe ich ihm verziehen. Ob das was mit dem Alter zu tun hat? Zumindest hatte ich keine Kraft mehr den Ärger mit mir rum zu tragen. Ich musste meine Last abladen.

Das soll aber nicht heißen, dass ich verstehe was er tut, warum er mir diese Steine in den Weg legt und warum er mir diese Gedanken gibt die ich habe. Auch nicht warum ich einfach nicht zufrieden sein kann mit dem dasich habe. Manchmal wäre ich gerne naiv und zufrieden. Dann bräuchte ich mir keine Gedanken zu machen. Würde nicht merken, wenn es einem schlecht geht und es hinnehmen.

Aber ich bin nunmal nicht naiv. Ich war schon unten. Ich weiss aber, dass es noch weiter runter geht. Ich war schon oben. Aber ich weiss, dass es noch höher geht.

In Verbindung mit Gott hat dieses oben aber plötzlich eine ganz andere Bedeutung.

Warum denke ich? Warum schreibe ich?


... dass ich nur schreibend über Dinge komme ....

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